Dauer: 3-4h | Beste Zeit: Frühjahr – Herbst | Packrafttour | An- / Abreise: AS-Bahn |
In Bayern gibt es viele tolle Flüsse zum Packraften und Paddeln. Der Schwarze Regen, die Loisach, die Isar, sogar zum Donaudurchbruch bei Weltenburg finden sich Beschreibungen. Als wir letzte Woche auf Familienbesuch in München waren, wollten wir einen schönen Tag auf dem Wasser erleben und dabei etwas (für uns) Neues entdecken. Anreise und Heimfahrt sollte mit dem Öffis klappen und wir wollten keine Mammutwanderung machen.
Die Würm: ein Flüsschen direkt vor den Toren Münchens
Natürlich war der erste Gedanke mit den Packrafts ca. 15km vor München in die Isar einzusetzen und dann Thalkirchen auszusteigen. Ab Thalkirchen ist das Befahren der Isar mit Booten verboten. Dann haben wir uns die Karte aber nochmal angesehen und ein Gedanke ließ uns nicht mehr los: warum nicht die Würm versuchen? Die Würm beginnt am nördlichen Ende des Starnberger Sees in Percha. Sie fließt durch München und dann in die Amper. Der Starnberger See hieß bis in die 60er übrigens Würmsee, ich hoffe Starnberg hat dem Initiator der Namensänderung ein Denkmal gesetzt. Ein Ortsansässiger hat uns unterwegs erklärt, dass die Würm ein stärkeres Gefälle hat, als die Isar. Und ab Leutstetten ist das auch deutlich zu spüren, es war eine teils rasante Fahrt. Also genau das richtige für Packrafts.
Eine Packrafttour mit zwei Gesichtern
Die Packrafttour auf der Würm ist tatsächlich zweigeteilt. Ab Percha paddelt Ihr sonnig durch das Leutstettener Moor. Am Rand stehen vereinzelt Bäume, meistens sind die Ränder der Würm sehr schön mit Schilf bewachsen. Wir sind nicht durch den Hafen Percha gefahren, sondern am Hafenende direkt vor dem Tunnel unter dem Autobahnzubringer eingestiegen. Nach dem Durchpaddeln der Röhre, lässt man die Zivilisation schlagartig hinter sich und taucht sofort in die Natur ein. Die Würm ist vom Starnberger See bis Leutstetten fast schon eine SUP Autobahn. Die SUPs fahren nur die Strecke von Leutstetten bis Percha und zurück. Bis auf eine kurze Strecke geht es auch ohne merkliche Strömung gemütlich dahin. Dreimal erweitert sich die Würm und durchfließt kleine Seen. Der letzte bereits bei Leutstetten, bereits vorher hat man einen schönen Blick auf das Schloß Leutstetten. Dann beginnt das Packraft-only Gebiet!
Eine andere Würm – nur für Packrafts
Mit dem Unterqueren der Straßenbrücke in Leutstetten ändert die Würm schlagartig ihr Gesicht. Deutliche schmaler geht es jetzt durch den Wald. Ebenfalls sofort wird die Würm von einem gemütlichen Flüsschen zu einem schnell fließenden Waldfluss. Durch Baumhindernisse erreicht die Würm teilweise WWI. Die Fahrt ist ab jetzt Spaß pur. Es gibt 3-4 Umtragestellen, die man auch mit dem Packraft nicht vermeiden kann. SUPs gibt es ab Leutstetten definitiv keine mehr, ihr seid auf dem Wasser allein. Der Wander- und Radweg geht an einigen Stellen bis an die Würm, einsam ist es also nicht.
Die erste Stelle zum Umtragen ist das Wehr im Mühltal. Ein Schild kündigt die Wehranlage an. Ausstieg ist direkt vor dem Wehr ganz einfach auf der rechten Seite möglich. Das Forsthaus Mühltal hat zu (war mal eine gute Ausflugsgaststätte), der Cafe Truck ist aber eine Pause wert. Der Besitzer will gerne das alte Kraftwerk sanieren und seine Kaffeerösterei dort unterbringen. Ich drücke die Daumen. Dort könnt Ihr wieder einsetzen, da Ihr aber gleich danach beim Wehr vor der Fischzucht nochmal rausmüsst, schlage ich vor am rechten Ufer bis hinter das zweite Wehr zu laufen und da wieder einzusetzen. Dazu müsst ihr recht steil ans Ufer runter, der Weg ist aber mit offenen Augen sichtbar.
Abwechslungsreich bis Gauting
Ab dann geht es bis zum nächsten Wehr noch etwas schneller mit einigen schönen Sohlschwellen die Würm hinab. Sie verbreitert sich immer mal wieder und es gibt Platz um problemlos die Truppen zu sammeln. Stand Juli 2021 liegt kurz vor dem letzten Wehr nochmal ein relativ frisch umgefallener Baum in der Würm. Ihr seht den Baum früh genug, als wir da waren, mussten wir kurz rechts raus. Dann kommt auch bald ein Wehr, an dem relativ viel Wasser rechts ausgeleitet wird (Stromerzeugung). Direkt vor dem Wehr links raus. Ihr könnt nur im Altwasser weiter. Bis zur Wiedereinleitung des Kanals ist die Wassermenge deutlich reduziert. Wir hatten das Glück, dass wir abnehmendes Hochwasser hatten. Ansonsten kann es sein, dass Ihr mit Euren Booten ein paar hundert Meter wasserwandert.
Bis Gauting wird die Würm dann wieder etwas ruhiger, fließt aber immer noch schnell dahin und es gibt auch kein Aussteigen mehr. Wir sind an der Reismühle ausgestiegen. In den Künstlerateliers waren Ausstellungen, es gab Catering und Augustiner, ein perfekter Abschluss der Paddeltour.
Anfahrt und Abfahrt wie gemacht für Packrafts
Zur Einstiegsstelle am Hafen Percha, wo die Würm aus dem Starnberger See ausfließt, geht es vom Bahnhof Starnberg am See entlang. Ein kurzer schöner Weg mit vielen schönen Aussichten über den Starnberger See Richtung Alpen. Den Bahnhof Starnberg erreicht Ihr in 30 Minuten von der Mitte Münchens aus.
Zurück nach München geht es ab Gauting mit der gleichen S-Bahnlinie.
Wenn Ihr nicht aus München kommt, ist Eure Anfahrt vielleicht etwas länger, aber in jedem Fall unproblematisch.
Wer die Klassiker um München schon kennt, muss die Würm ausprobieren
Es war ein idealer Tag. Tolles Wetter, tolle Begleitung, Bier und Essen in der Reismühle und natürlich die Würm mit den zwei Gesichtern. Brav und sonnig am Anfang und dann wild und dunkel ab Leutstetten bis Gauting. Ein Muss für Münchner, das Abenteuer liegt nur 30 S-Bahn Minuten entfernt!