Dauer: Mehrtagestour | Beste Zeit: Mai – Oktober | Outdoorabenteuer | An- / Abreise: Auto |
Unser Freund Andreas lebt war wieder unterwegs. Dieses Mal in einer Region, die auch in Polen als der Wilde Osten gilt: auf der Krutynia in den Masuren. Als echter Bushcrafter war Andreas natürlich nicht nur einen Tag, sondern tagelang alleine unterwegs und hat im Freien seine Lagerstätte gebaut. Wie immer eine tolle Geschichte und Hut ab vor Deinem Abenteurerinstinkt lieber Andi! Hier Andreas Bericht:
Packraftingtour in Polen
Es war mal wieder soweit, eine neue verrückte Abenteuer-Idee kam zustande. Ich wollte schon seit Jahren mal alleine längere Zeit in der Natur verbringen und kam daher auf die Idee, mal alleine auf Paddel-Tour zu gehen. Die Reise sollte nach Polen, zur Krutynia gehen, da ich gehört hatte, dass hier noch weitestgehend natürliche Wälder zu finden wären und abseits der Ferienzeiten kaum Paddler anzutreffen wären.
Gesagt, getan – ich entschloss mich die weite Reise nach Nord-Ost Polen in die letzten Urwälder Europas zu unternehmen. Allein die Anfahrt war schon toll, da ich sie auf ein paar Tage mit Zwischenstopp in Breslau eingeteilt hatte.
Paddeln in den Masuren – unberührte Landschaften
Als ich endlich nach einigen Tagen in die Masuren kam, wurde mir klar, dass wird ein richtiges Abenteuer. Es fühlte sich unglaublich abgelegen an, da ich 2-3 Stunden nur durch Wälder fuhr, wo höchstens alle 10 km 2-3 Bauernhäuser standen. Da in diesem Teil Polens noch viele Wildtiere, wie Wölfe, Elche, Pferde und sogar Bären zu finden sind, war mir durchaus bewusst, dass das dieser Trip nicht ungefährlich werden würde.
Ich startete an einem leerstehenden Gebäude einer ehemaligen Kajak-Schule in der Nähe von dem Dorf Wojnowo.
Von hieraus wollte ich innerhalb von 3 Tagen zu einem riesigen See, namens Sniardwy gelangen und im Anschluss wieder Strom aufwärts zurück. Die Strecke bis zum Ziel betrug ungefähr 25 km und die Fließgeschwindigkeit des Flusses war langsam.
Das Bushcraftlager am See
Die ersten Tage zogen ins Land und es wurde schnell klar, dass die Strecke zu weit war und ich umdisponieren musste. Da ich körperlich ein bisschen angeschlagen und das Wetter aufgrund der Hitze anstrengend war, entschloss ich mich zu einem kleineren See zu paddeln und dort mein Lager aufzuschlagen. Hier richtete ich es mir gemütlich ein und verbrachte die Zeit mit Bushcraft, Kochen und der Erkundung der umliegenden Wälder.
Es waren wirklich einzigartige Nächte auf dieser Tour, nicht zuletzt wegen der unglaublich lauten und zahlreichen Tiergeräusche. Die Nächte waren nicht immer angenehm und etwas Angst begleitet einen hier immer mal wieder. Nichtsdestotrotz waren es unglaublich tolle Erfahrungen und ich konnte einiges über mich selbst und die Natur lernen.
Das Wetter wurde immer ungemütlicher und es regnete und stürmte viel. Die Temperaturen gingen einen Tag bevor ich mich wieder auf dem Fluss zurück machte, gegen 8-9 Grad tagsüber und etwa 4 Grad nachts. Die Umstände machten diese Tour natürlich nicht gerade leichter, aber es blieb mir schließlich nichts anderes übrig als wieder irgendwie zurück zu gelangen. Vorher war ich mir natürlich auch schon klar, dass es kälter werden würde – nur mit den Stürmen hatte ich nicht gerechnet. Zum Glück hatte ich vernünftige Ausrüstung und konnte mir mit etwas Improvisation auch ein standhaftes Lager bauen.
Rückfahrt gegen den Strom
Am Tag des Aufbruchs wurde mir schnell klar, dass die Strömung zwar nicht sonderlich schnell war, aber stromaufwärts paddeln um einiges anstrengender und langwieriger ist, als ich es mir vorher gedacht hatte. Zum Glück hatte ich genug Zeit eingeplant, da ich schon vermutet hatte, dass ich mich hier überschätze. Die Reise zurück nach Wojnowo dauerte 2,5 Tage. Mit etwas weniger Strapazen vorher und mehr Schmalz in den Oberarmen hätte man es sicher auch in weniger geschafft. In diesen 2,5 Tagen hatte ich wieder einige Nächte, in welchen ich immer wieder mal etwas Angst hatte, da die Wildtiere nachts, sobald das Licht aus war, sehr nahe ans Lager kamen.
Ich kannte schon viele Tiergeräusche und mein Gehör war einigermaßen abgebrüht von den Wäldern Deutschlands. Doch was hier vor sich ging, war schier verrückt. Es war ein wahnsinniger Lärm in der Nacht zwischen Wildschwein Lauten und Rotwild röhren. Ich meine sogar in einer Nacht Wölfe gehört zu haben, allerdings spielt einem hier die Psyche auch oftmals etwas vor.
Fazit: ein echtes Abenteuer
Generell kann man sagen, dass man für diese Tour schon etwas abenteuerlicher unterwegs sein muss und mit draußen übernachten kein Problem haben darf. Durch die coolen Taschen von HIKANOE kann man genug Proviant auf dem Boot unterbringen, nur Wasser ist etwas schwierig, da man für 7 Tage in der Theorie um die 14 Liter Wasser bräuchte. Hier kann man sich aber mit einem Wasserfilter behelfen, solange man noch einen Aktiv-Kohle-Filter zusätzlich für die Filterung von Schwermetallen, Chemikalien und anderen Verunreinigungen verwendet. Allerdings ist das keine Empfehlung, da auch hier nicht garantiert ist, dass der Mensch das so verträgt. Es muss eben jeder selbst wissen was er tut und sich entsprechend auf solche Touren vorbereiten.
Kleiner Dörfer sind immer wieder mal im Kern der Masuren vorhanden, Einkaufsmöglichkeiten so gut wie keine. Man sollte also auch hier entsprechend Planen. In Dörfchen wie Ukta, kann man auch ohne weiteres übernachten, da es kleine Pensionen gibt.
Die Fließgeschwindigkeit der Krutynia ist sehr moderat und eignet sich definitiv auch fürs Strom-aufwärts-Paddeln. Allerdings sollte man schon einiges an Kondition mitbringen, insbesondere, wenn man viel Gepäck auf dem Packraft mit sich bringt.
Es sind immer wieder kleinere Anlegestellen oder auch mal zwischendrin ein Resort, wo man ggf. Hilfe bekommen könnte, falls etwas schief geht. Auch geplante Touren werden für die Krutynia angeboten, allerdings sollte man meines Erachtens nach eher off-season dort paddeln, da es im Sommer wohl schon sehr voll ist dort.
Alles in Allem war es mal wieder eine unglaublich geile Tour und das gute Packraft von HIKANOE hat mal wieder ganze Arbeit geleistet. So vollbepackt wie ich dieses Mal war, grenzt das definitiv an einen Extremtest, den das Packraft mit Bravour bestanden hat. 😉
Vielen Dank mal wieder an das HIKANOE Team, freue mich schon auf weitere Abenteuer!