Dauer: bis zu 4 Tage | Beste Zeit: Mai – Oktober | Paddel- & Wandertour | An- / Abreise: Auto, ÖPNV |
Lieber Packraft-Freund, bevor ihr euch mit David und Kevin ins Abenteuer stürzt, hier ein paar absolut wichtige Hinweise von Marco von der Wildwasserschule im Isartal.
„Der Einstieg in den Wassersport ist sehr leicht und bringt eine Menge Spaß mit dem Packraft. Allerdings gibt es auch viele Dinge zu beachten. Zum Beispiel Befahrungsregeln und die Gefahren, die der Sport zum Beispiel auf dem Wildwasser mit sich bringt.
…, dass Übernachtungen im Freien an der Isar nicht erlaubt sind. Gerade der Abschnitt zwischen Krün und Vorderriss ist besonders geschützt.
Der obere Teil zwischen Scharnitz und Krün sollte zudem von unerfahrenen Paddlern nicht allein bzw. gar nicht befahren werden. Wir haben zum Beispiel jetzt gerade wieder eine Situation, wo man als unerfahrener Paddler an einer Stelle in echter Gefahr ist.
Es gibt auch ohne Wildcamping genug Übernachtungsmöglichkeiten und Möglichkeiten den Einstieg in den Wildwassersport sicher zu vermitteln.
Eure Sicherheit und der Schutz der Natur stehen immer im Vordergrund! Von daher überdenkt eure Touren auch immer aus dieser Sichtweise. Denn wir wollen alle sicher und ohne behördliche Auflagen mit unseren Packrafts unterwegs sein.“
Auf zu Davids Abenteuer….
David war in Bayern unterwegs. 4 Tage mit dem Packraft und unfreiwillig auch zu Fuss. Kleine Unfälle inbegriffen, aber MacGyver war glücklicherweise mit an Bord! Wir haben David die Packrafts direkt zu seinem Campingplatz geschickt – den Rest erzählt er Euch selber. Hier ist Teil 1 des Isar-Packraft-Abenteuers!
Packraft Tour von Mittenwald bis Bad Tölz – Tag 1 und 2
Freitag, 21.August 2020. Kevin und ich waren auf der Suche nach einem neuen Abenteuer und beschlossen nach einiger Überlegung die Isar von Mittenwald nach Bad Tölz mit geliehenen Packrafts zu befahren. Die Boote haben wir uns von Hikanoe zum Naturcamping Isarhorn in Mittenwald schicken lassen. Als wir am Campingplatz ankamen, lagen die Pakete bereits abholbereit an der Rezeption. Nachdem wir die Boote unkompliziert innerhalb weniger Minuten mittels elektrischer Luftpumpe aufgeblasen haben suchten wir uns einen passenden Einstieg zur Isar für den kommenden Morgen. Abends saßen wir gemütlich bei ein paar Bier vor unserem Schlaffaß und stellten uns vor was uns die kommenden vier Tage erwarten würde.
Der nächste Tag begann bewölkt und leicht regnerisch, trotzdem war die Vorfreude unseres bevorstehenden Abenteuers groß. So klemmten wir unsere wasserdichten Rucksäcke zwischen die Beine und mit einem breiten grinsen im Gesicht starteten wir unseren Trip an einer stark strömenden Stelle. Das dem Wildfluss ausgelieferte Gefühl der Hilflosigkeit wich nach einigen Metern und den ersten Kurven das Gefühl der überraschend gutmütigen Beherrschbarkeit der wendigen Boote.
Wasser hat Kraft
Zusammen mit dem blaugrün schimmernden Wasser verleiht der blendend weiße Kies dem Wildfluss zwischen Quelle und Münchner Süden das Flair von Ursprünglichkeit. Wenn zur Schneeschmelze oder bei Starkregen die Pegel anschwellen, werden Milliarden Kieselsteine durchs Flussbett gewirbelt, Ufer überflutet, Bäume mitgerissen. Der Flusslauf ändert sich permanent.
Gerade einer dieser umgeknickten Bäume brachte eine neue Herausforderung in dieses noch junge Abenteuer. Nach einigen überraschend wilden Stromschnellen bin ich an diesem Hinderniss hängen geblieben. Mein Boot wurde durch die ungeheure Kraft des Wassers gegen den Baum gepresst, gleichzeitig verhakte sich das eine Ende meines Paddels zwischen zwei seiner Äste. Als ich vom Boot aufstand und mit aller Kraft versuchte das Paddel zu retten, merkte ich schnell das ich durch reine Muskelkraft wenig gegen diese Naturgewalt ausrichten konnte und realisierte dabei die Gefahr in der ich mich befand. Was wäre wenn ich nur selber in diese Strömung hineingeraten würde? Mit diesem Gedanken stieg ich vom Boot und bemühte mich um festen Halt auf dem Baum, der sich mit seinen Wurzeln noch am Ufer festkrallte. Mit neuem, einigermaßen festem Stand, versuchte ich das Paddel erneut zu retten, indem ich es zur Seite drückte und wieder zu mir gezogen habe. Doch die Wassermassen drückten weiterhin stark gegen das im Wasser befindliche Paddel. Die Verbindungsstange zerbrach an der Stelle wo man das untere Paddel eingesteckt hat. Mir gelang es das obere Paddel nun herauszuziehen und das Boot über den Baum zu heben und dahinter mit einem gewagten Manöver in die Stromschnellen zu springen. Auch das andere, abgebrochene Paddel konnte ich nach einigen Metern aus dem Wasser fischen. Kevin bastelte mir ein provisorisches Verbindungsstück aus einem Ast der dafür perfekt zu sein schien. Die Konstruktion erwies sich als äußerst robust, bis sich nach ca einer Stunde das Paddel in einem strömungsintensiven Bereich der Isar wieder verabschiedet hat und sich nach erfolgloser Suchaktion auf ihre eigene Reise begab.
Eine unbeschwerte Nacht im Freien
Wir nutzten die wenigen Zentimeter Sitztiefe um zwischen uns beiden ein kleines, wärmendes Lagerfeuer zu entfachen und den Gaskocher aufzustellen um uns eine köstliche Erbsensuppe aus der Dose zu erwärmen. Die Boote haben wir der Strömung wegen angebunden. Nach gut 2 Stunden und durch das Feuer erwärmt, ging es weiter flussabwärts, bis wir hinter Wallgau einen geeigneten Schlafplatz in einem Waldstück links der Flussrichtung ausgemacht haben. Links und rechts neben dem abendlichen Lagerfeuer spannten wir unsere Hängematten zwischen den Bäumen und verbrachten die erste Nacht im Freien.
Eine ungeplante Wanderung
Der zweite Tag begann entspannt und ausgeruht an der frischen Luft mit einer Einer Dose Ravioli, die wir über der Glut des vorabendlichen Lagerfeuers erwärmten.Gestärkt aber noch ein wenig unmotiviert ließen wir unser Packrafts mitsamt Gepäck in die seichte Isar gleiten.
Nach wenigen Minuten und einigen deftigen Kontakten mit dem Flussgrund sahen wir keine andere Wahl als die Boote samt Gepäck weiter Flussabwärts zu tragen, in der Hoffnung die Wassertiefe würde wieder zunehmen. Zu unserer Verwunderung wurde aus der ohnehin sehr seichten Isar ein fast trockenes Flussbett. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Trotzdem gingen wir weiter, bis die Isar wieder einem seichten Fluss ähnlich sah. Genervt von der Schlepperei unseres Equipments machten wir kurz Rast, tranken durch unserem Keramikfilter von dem frischen Flusswasser und überlegten wie wir unsere Tour fortsetzen sollten.
Mit dem letzten bisschen Internetempfang machten wir unweit unserer aktuellen Position einen Wanderweg aus. Wir sahen das es bis dahin ein Stück querfeldein ging. Mit neuer Motivation nutzten wir diesen wunderschönen naturbelassenen Ort um einige Fotos von uns zu machen. Die Luft aus den Booten musste nun raus um diese Wanderetappe zu bewerkstelligen. Einige hundert Meter ging es über eine üppig bewachsene Wiese mit Farnen die aus der Zeit der Dinosaurier erinnert haben. Wir hätten allerdings nicht erwartet was uns noch bis zu dem angepeilten Wanderweg erwarten würde. Hinter der urzeitlich anmutenden Wiese kreuzte uns ein weiterer Flusslauf (vermutlich ein Nebenarm der Isar) gefolgt von einem steilen Hang von ca 30m Höhe, den wir samt Gepäck zu überwinden hatten. Aber einen weiteren Umweg zu machen kam für uns nicht in Frage. Also hieß es die Situation zu akzeptieren und Lets Go! Es war eine neue Herausforderung die unsere gesamte abenteuerliche Moral extrem bestärkte.
Nachdem wir oben angekommen waren und die Zeit für einige neue Fotos genutzt haben, kam uns ein freundlicher einheimischer Mann entgegen gejoggt der uns den Weg nach Vorderriss erklärte, unser geplantes Zwischenziel für diesen Tag. Mit voller Montur ging es über eine Stunde auf Wanderschaft. Die Wege waren bergig und steil. Trotz der Anstrengung sahen wir diesen Teil des Trips immer mehr als Bereicherung an und genossen die Ruhe in den bayrischen Bergwäldern. Einige Kilometer später erschien die Isar zu unserer Linken wieder als vollwertiger wilder Fluss und wir fanden schnell einen geeigneten Platz um unsere Boote wieder zu Wasser zu lassen. Das Aufpusten der Boote verbrauchte viel Kraft und dauerte eine halbe Stunde, die schwere Wanderung spürten wir in den Knochen und trotzdem waren die Strapazen der letzten Stunden wieder vergessen sobald wir in unseren Booten Platz genommen haben.
Idyll in Vorderriss
Welch ein Spaß es doch war sich wieder von diesem wilden Fluss mitreißen zu lassen! Einige Zeit und ein paar herbe Berührungen zwischen Boote und Isargrund später kamen wir in Vorderriss an. Ein kleines verschlafenes Dorf, welches nur aus ein paar wenigen Häsuern besteht. Das Internetsignal war aufgrund der Abgeschiedenheit des Ortes kaum vorhanden, was ich persönlich als sehr befreiend Empfand. Es fühlte sich fast an wie ein Escape aus dem System. Ein absoluter Ruhepol und Platz zum abschalten. Wir peilten das alpine Gasthaus wenige Meter vom Flussufer entfernt an, wo es deftige Schweinshaxe zur Belohnung unserer bisherigen Tagesetappe gegeben hat. Einige Zeit später und in bester Bierlaune beschlossen wir die Nacht in diesem wunderbaren Gasthof zu verbringen.
Lieber David, nur eine Anmerkung von den HIKANOERN: Du kannst die E-Pumpe getrost weglassen, vertraue dem Luftsack. In 3 Minuten, wenn Du trödelst, in vielleicht 4 Minuten, ist das Packraft aufgeblasen 🙂