Dauer: 8h| Beste Zeit: Mai – Oktober | Wander- und Paddeltour | An- / Abreise: ÖPNV oder Auto |

Um es gleich vorweg zu nehmen: wir überqueren eigentlich nicht das Stettiner Haff, sondern den Großen Vietziger See, eine Bucht des Stettiner Haffs. Dort beginnt die Alte Swine, die uns nach Karsibor führt, aber der Reihe nach…
Wer im Sommerurlaub nicht nur Strand und Sonne, sondern zwischendurch auch mal Wandern, Paddeln und Abenteuer möchte, für den ist diese Tour der Volltreffer. Und es ist schon eine besondere Tour. Erst hügelig durch wunderschöne Buchenwälder wandern, an beeindruckend gruseligen Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg vorbei und schließlich im Packraft über die offene Bucht und durch das Vogelschutzgebiet der Insel Karsibor.
Da unser kleines Abenteuer in Miedzyzdroje startet und in Karsibor, einem Ortsteil von Swinoujscie endet, kombiniert man die Tour am besten mit einem Urlaub auf Usedom oder der Insel Wolin. Also neben Wolin oder Miedzyzdroje vor allem Swinoujscie oder die nahe gelegenen Kaiserbäder Albeck, Heringsdorf oder Bansin. Mein Basislager war Swinemünde. Weiter weg bedeutet schlicht mehr Logistik.
Teil 1 – hügelige Wanderung durch Woliner Birkenwäldern
Von Swinemünde kann man entweder mit dem Zug oder dem Bus nach Miedzyzdroje fahren. Wer mit dem eigenen Auto von der deutschen Seite nach Swinoujsce fährt, kann sein Auto auf der Usedomer Seite der Swinemünder Stadtfähre parken.
Die Wanderstrecke geht über ca. 12 km von Miedzyzdroje nach Lubin. Je nachdem, wie ihr nach Miedzyzdroje kommt, findet ihr den Einstieg hier: https://mapa-turystyczna.pl/node/miedzyzdroje#53.91256/14.45357/14. Wir folgen dem blauen Wanderweg. Die Auszeichnung ist mit Markierungen und Wegweisern exzellent. Ich bin den Weg komplett ohne Karte gelaufen und habe nur ab und an auf MAPS.ME geschut, wo ich denn gerade bin. Und der Weg lohnt sich wirklich: weite Teile führen durch den Nationalpark Wolin (Wolinski Park Narodowy) und die bereits genannten Buchenwälder. Tolle Aussichten gibt’s zuhauf: zurück auf Miedzyzdroje und die Ostsee, zum Teil bis hinauf nach Swinemünde und seinen LPG-Hafen. Später dann auf den Vietziger See, also die Bucht des Haffes. Sehr schön ist der Türkisesee, der Jezioro Turkusowy hinter Wapnica. Und auf jeden Fall beeindruckend sind die Reste der V3 Anlagen aus dem Zweiten Weltkrieg hinter Zalesie.
Teil 2 – mit dem Packraft über das ‚offene‘ Wasser
In Lubin angekommen wartet die zweite Etappe auf uns. An der Kirche rechts und dann die nächste Straße links hinunter ans Wasser. Packraft raus, aufblasen und los geht’s.
Für mich ist es ein tolles Gefühl, mit dem Packraft vom Ufer weg zu paddeln und mir mit dem Boot Wege zu eröffnen, die mir sonst verschlossen wären. Es ist aber immer wieder ehrfurchteinflößend etwas weiter vom rettenden Ufer weg zu sein. Deshalb gilt bei dieser Tour noch mehr als sonst:
- Packraft vorher auf Dichtigkeit prüfen. Idealerweise am Tag zuvor aufblasen und sehen, ob es Luft lässt.
- Schwimmweste anlegen. Auch gute Schwimmer können Probleme bekommen und das Ufer ist etwas weiter entfernt hier
- Wichtige Dinge wasserdicht verstauen. Am besten in einer Wickeltasche, die durch die eingeschlossene Luft genug Auftrieb hat. So dass Telefon, Geld etc. auf keinen Fall verloren gehen können.
Das sollte uns aber keine Angst machen. Wir überqueren nicht den Atlantik und gutes Equipment versagt nicht einfach. Vorbereitung ist halt das A und O.
Schaut Euch vom Aussichtspunkt Wzgorze Zielonka vorher die Wasserstrecke an, damit Ihr ein Gefühl für die Richtung bekommt. Und auf dem Wasser ggf. eine GPS Karte nutzen. Von Lubin aus geht es ein kurzes Stück über offenes Wasser, dann fahren wir zwischen Inseln und in gewohnter Ufernähe. In Karsibor gibt es viele Ausstiegsstellen und auch den Weg könnt Ihr eigentlich nach Lust und Laune selbst wählen. Ich empfehle am Anfang südlich der Wiszowa Kepa in den Kanal einzufahren, an dessen Ende Ihr links die Insel Karsibor vor Euch habt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: der Alten Swine folgen und in einer langen Linkskurve Richtung Karsibor-Ort zu kommen, oder den Rzecki Nurt, den Rick-Strom entlang. Dieser ist in Teilen etwas zugewachsen, aber dafür kürzt er auch die ganze Linkskurve der Swine ab und führt durch ein schönes Vogelschutzgebiet. Ein Minus je nach Jahreszeit sind Mücken. Auf dem Rick-Strom mehr als auf der Alten Swine. Je nach Route könnt Ihr zwischen unzähligen Ausstiegspunkten wählen.
Teil 3 – Gemütlicher Tourausklang oder kleiner Ausflug auf dem Jakobsweg
Theoretisch könnt Ihr auch bis zur Brücke vorfahren, ich empfehle als letzten Ausstiegspunkt aber die Marina in Karisbor mit einem netten kleinen Fischrestaurant direkt am Steg. Dort ist gleich um die Ecke die Bushaltestelle (Bus zurück zur Swinemünder Stadtfähre). Wer es ganz sportlich will, geht von Karsibor aus über Ognica zurück zur Stadtfähre und nimmt so noch ein Stück des pommerschen Jakobswegs mit. Natürlich mit Muschelwegzeichen.
Diese Tour ist wirklich toll und abwechslungsreich. Gutes Einschlafen am Abend ist garantiert! Bitte bringt genug Zeit mit und genießt die tolle Landschaft. Nach der Tour darf man ein bisschen stolz auf sich sein!